zum Inhalt springen
01.03.2022

Förderprogramme für bildungsbenachteiligte Jugendliche lohnen sich auch wirtschaftlich

Förderprogramme helfen nicht nur betroffenen Kindern und Jugendlichen, sie zahlen sich auch wirtschaftlich aus. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln jetzt veröffentlicht hat.

Zwei Jugendliche, die mithilfe eines Förderprogramms ihren Schulabschluss geschafft und einen Ausbildungsplatz bekommen haben, genügen bereits, damit sich eine Fördermaßnahme auch wirtschaftlich lohnt. Das hat das Zentrum für LehrerInnenbildung am Beispiel des Förderprojekts "Einsteigen – Aufsteigen" des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds durchgerechnet. Das Programm unterstützt Kinder und Jugendliche mit schulischen und sozialen Problemen im Raum Köln. Pro Durchgang nehmen 40 Jugendliche über vier Jahre an der Förderung teil. Die Kosten, die in einen Durchgang investiert werden, gleichen sich durch höhere Lohnsteuereinnahmen wieder aus, wenn nur zwei Jugendliche durch das Programm später in einem besser bezahlten Job arbeiten und von weniger Arbeitslosenzeit im Laufe ihrer Berufsjahre betroffen sind.

Die Studie veranschaulicht das anhand von zwei realen Beispielen aus dem Förderprogramm "Einsteigen – Aufsteigen": In einem Fall fand eine Schülerin durch die Programmunterstützung einen Ausbildungsplatz und schloss später das Abitur und eine Laufbahn als Kriminalkommissarin an. Bei durchschnittlich 37,5 Erwerbsjahren und 2,5 Jahren Arbeitslosigkeit ergibt sich eine positive Steuerbilanz von 335.551,91 Euro. Ohne die Förderung hätte die Schülerin – nach eigener Einschätzung – nur einen Hauptschulabschluss ohne anschließende Ausbildung gemacht und eine auf ihre Lebensarbeitszeit berechnete negative Steuerbilanz von -65.162,78 Euro erzielt. Im zweiten Fall erreichte ein Schüler einen mittleren Schulabschluss mit anschließender Berufsausbildung anstelle eines Hauptschulabschlusses ohne spätere Berufsausbildung. Auf seine Erwerbsjahre berechnet ergibt sich hier eine positive Steuerbilanz von 230.933,76 Euro mit Ausbildung gegenüber einer Steuerbilanz von 27.618,82 Euro ohne Ausbildung. Als Berechnungsgrundlage wurden in der Studie die durchschnittlichen Bruttoerwerbseinkommen und Lohnsteuereinnahmen nach Bildungsabschlüssen und Geschlecht (Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012) sowie die Armutsgefährdung nach Bildungsabschlüssen und potentielle SGB II-Bezüge (Quelle: bpb 2020, BMAS 2021) verwendet. Die Kosten des Förderprogramms belaufen sich auf 332.758,80 Euro für einen Förderzeitraum von 4 Jahren mit 40 Jugendlichen.

Das Förderprogramm "Einsteigen – Aufsteigen" ist ein Programm des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds. Es richtet sich an Kinder und Jugendliche mit schulischen und sozialen Problemen im Raum Köln. Sie werden über vier Jahre begleitet und gezielt auf den Weg in die Berufsausbildung vorbereitet. Das Zentrum für LehrerInnenbildung evaluiert die Wirksamkeit des Programms regelmäßig.
Bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche haben ein hohes Risiko, das Bildungssystem ohne Abschluss zu verlassen. Dadurch sinken ihre Chancen am Arbeitsmarkt erheblich. Mithilfe gezielter Förderprogramme können ihre Chancen verbessert und langfristige gesellschaftliche Kosten reduziert werden.

 
Informationen zur Studie:
Berninger, Ina (2022): Wir müssen über Geld sprechen. Investitionen in Bildungsförderung und gesellschaftlicher Nutzen. hrsg. v. Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL). Köln
 
Link zur Studie: https://zfl.uni-koeln.de/publikationen/zfl-discussion-papers
https://zfl.uni-koeln.de/sites/zfl/Publikationen/discussion-papers/discussion-paper_2022_2.pdf
 
Pressekontakt:
Merle Hettesheimer
Universität zu Köln / Zentrum für LehrerInnenbildung
Leitung Kommunikation und Events
Tel. +49 221 470 5687
E-Mail: m.hettesheimerSpamProtectionuni-koeln.de