05.09.2023 | Lehramt: Realitätscheck hilft bei der Berufswahl
Über 80 Prozent der Lehramtsstudierenden fühlen sich einer Studie zufolge in der Wahl des Lehrerberufs bestärkt, nachdem sie ihre Praxisphasen absolviert haben.
Eine Studie des Zentrums für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln zeigt, inwiefern sich Lehramtsstudierende nach den Praxisphasen in ihrer Berufswahl bestärkt fühlen. Anhand dessen stellt sie Maßnahmen vor, die die Universität ergreifen kann, um künftige Lehrkräfte bestmöglich auf ihren Beruf vorzubereiten und dadurch gezielt gegen den zunehmenden Lehrkräftemangel vorzugehen.
Prognosen zufolge wird der Lehrkräftemangel in den kommenden Jahrzehnten drastische Ausmaße annehmen. Dies liegt nicht zuletzt an den hohen Belastungen und Stressoren, die mit dem Lehrer*innenberuf einhergehen. Immer mehr Lehrkräfte entscheiden sich dafür, den Beruf zu wechseln. Zusätzlich sinkt die Zahl der Erstsemesterstudierenden im Lehramt und die Abbrecher*innenquote steigt.
In den Praxisphasen des Lehramtsstudiums erhalten Studierende erste Einblicke in ihren zukünftigen Beruf und können ihre Vorstellungen einem Realitätscheck unterziehen.
In der Studie des Zentrums für Lehrer*innenbildung berichten Lehramtsstudierende im Anschluss an das Eignungs- und Orientierungspraktikum sowie das Praxissemester, inwiefern sie sich durch die Praxisphasen in ihrer Berufswahl bestärkt fühlen. Zudem bewerten sie, welche Aspekte sie für ihre Berufswahl als wichtig erachten und wie stark diese auf den Lehrer*innenberuf zutreffen. Darüber hinaus geben sie eine Selbsteinschätzung ihrer individuellen Berufseignung ab.
Die Studie kommt zu dem Fazit, dass sich über 80 Prozent der Studierenden nach den Praxisphasen in ihrer Berufswahl bestärkt fühlen. Dabei fallen leichte Unterschiede zwischen den studierten Lehrämtern auf. Während sich angehende Sonderpädagog*innen besonders bestärkt fühlen, sind Studierende der Lehrämter Gymnasium und Gesamtschule (GymGe) sowie Haupt-, Real, Sekundar- und Gesamtschulen (HRSGe) vergleichsweise weniger bestärkt.
Seltener in der Berufswahl bestärkt fühlen sich vor allem die Studierenden, die eine große Diskrepanz zwischen den Präferenzen bei der Berufswahl und den Eindrücken in der Schule wahrgenommen haben. Dies gilt in beiden Praxisphasen besonders für die Aspekte „gesunde Arbeitsbedingungen“ und „angemessene Work-Life-Balance“. Am stärksten ist diese Diskrepanz bei den Studierenden des Lehramts GymGe im Eignungs- und Orientierungspraktikum sowie bei angehenden Grundschullehrkräften im Praxissemester. Außerdem fühlen sich diejenigen Studierenden, die ihre eigene Belastbarkeit, Selbstbehauptung sowie ihre Organisations- und Kommunikationsfähigkeit niedriger einschätzen, eher nicht in ihrer Berufswahl bestärkt.
Anhand dieser Daten gibt die Studie einen Ausblick darauf, welche Maßnahmen die Universität etablieren kann, um Lehramtsstudierende bestmöglich und nachhaltig auf ihren Beruf vorzubereiten. Es kann bereits vor dem Studium durch ein stärkeres Erwartungsmanagement über das Lehramtsstudium und den Beruf aufgeklärt werden. Ergänzend kann ein (verpflichtendes) Online Self Assessment Studieninteressierte ihre persönliche Eignung für den Lehrer*innenberuf ermitteln lassen. Hinzu kommen ein phasenübergreifendes Mentoring sowie Beratungs- und Supervisionsangebote, die Studierende auf ihrem Weg durch das Studium bis hin zum Berufseinstieg nutzen können.
Informationen zur Studie
Becker, Eva, Berninger, Ina, Kampert, Antje, Maas, Daniela & Maiworm, Jasper (2023): Lehrkräftemangel. Was die Lehrer*innenbildung tun kann. Hrsg. v. Zentrum für Lehrer*innenbildung (ZfL). Köln
Link zur Studie
https://zfl.uni-koeln.de/sites/zfl/Publikationen/discussion-papers/discussion-paper_2023_4.pdf
Pressekontakt:
Merle Hettesheimer
Universität zu Köln / Zentrum für LehrerInnenbildung
Leitung Kommunikation und Events
Tel. +49 221 470 5687
E-Mail: m.hettesheimeruni-koeln.de
Redaktion: Anna Becker